Donnerstag, 26. März 2009

Gänse bewachen Militär

Landidylle im Hunsrück: US-Militärs haben zur Kosteneinsparung Gänse in die Bewachung der Militätanlagen integriert.

Montag, 16. März 2009

Der erste Ostermarsch im Hunsrück: 1982

Jedenfalls ist es das erste mir bekannte Plakat zu einem Hunsrücker Ostermarsch im April 1982.

Freitag, 13. März 2009

Linus Pauling 1985 in Simmern

Nachdem die US-Luftwaffe am 16.September 1985 und kurz darauf auch das Bundesverteidigungsministerium die geplante Stationierung der 38.taktischen Flugkörperstaffel mit 96 Cruise Missiles in Wüschheim offiziell bekanntgegeben hatte, waren die Informationsveranstaltungen der Friedensinitiative anläßlich der Friedenswoche besonders gut besucht.

Linus Pauling im Simmerner Schloss

Als Redner war hier unter anderem auch der zweimalige Nobelpreisträger Linus Pauling gewonnen worden.


Linus Pauling (* 28.2.1901; † 19.8.1994 in Big Sur, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Chemiker. Er erhielt 1954 den Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen über die Natur der chemischen Bindung und ihre Anwendung bei der Aufklärung der Struktur komplexer Substanzen. 1962 erhielt er den Friedensnobelpreis als besondere Auszeichnung für seinen Einsatz gegen Atomwaffentests und ist damit der bislang einzige Mensch, der zwei ungeteilte Nobelpreise erhalten hat.

Freitag, 6. März 2009

Pydna vor dem Mauerbau

Bevor die Mauer um die Cruise Missile Raketenstation gebaut wurde, waren die Bunkerbaustellen frei einsehbar.

Ein amerikanischer Besucher, Sydney Spiegel, vor dem Kreuz am Eingang zum Raketengelände.
Sydney war im 2. Weltkrieg als Soldat in Deutschland. Er heiratete eine deutsche Frau und hatte für die Raketenpläne und das Wettrüsten keinerlei Verständnis.

1983: Mahnwache in Kastellaun

Mahnwache des Friedensstammtisch auf dem Kastellauner Marktplatz im April 1983.

Sonntag, 1. März 2009

Raketenbasis Pydna: Hier lauert der Tod

Demonstranten haben die Toreinfahrt zur Raketnbasis Pydna
bei Hasselbach korrekt beschriftet.

Auf der Gegenüberliegenden Straßenseite von Pydna hatte
Susanne, eine Frau vom Frauenwiderstandscamp, eine
behelfsmäßige Hütte für eine Mahnwache gebaut.
In dieser Hütte lebte sie mehrere Monate, auch bei
bitterstem Hunsrücker Frost.


Rgelmäßig, besonders an Wochenenden zum Friedensgebet,
wurde das Pydna Eingangstor von Demonstranten blockiert.

Schmuggel in Lautzenhausen

Dem folgenden Bericht im Spiegel kann ich nur zustimmen. Auch Hotte und Rainer werden wissen wie es speziell Ende der 70er Jahre mit der Jim Beam Versorgung und anderen Drogen abging. Ich erinnere mich an ein besonderes Erlebnis beim trampen. Ein GI nahm mich von Koblenz nach Kastellaun mit. Er bot mit nicht nur billigen Alkohol an, sondern kiffte in seinem Käfer einen Joint nach dem anderen, was das "Fahrvergnügen" deutlich erweiterte.
Ein GI in Lautzenhausen bestaunt Hunsrücker Schlachterei
(Foto von unbekannt, blieb im Friedenbüro liegen)

DER SPIEGEL 18/1983 vom 02.05.1983, Seite 52

Heimliches Zubrot

Mit unverzolltem Whisky sowie Stereoanlagen löhnen amerikanische Soldaten in Rheinland-Pfalz Mieten, Taxis und Mädchen.

Wenn Musiklehrer Reinhard Nigmann Dorfkindern in "Berts Musikladen" in Büchenbeuren im Hunsrück Gitarrenstunden gab, verlief der Unterricht selten ohne Störung. "Da wurden ständig Gallonen von Whisky durch den Raum getragen", beobachtete der Pädagoge und machte sich seinen Reim darauf: "Da wurde geschmuggelt auf Deubel komm raus."

Nigmann schwieg lange, doch als er sich mit seinem Geschäftspartner, dem Musikalienhändler Bert Nix, überwarf, wollte der Gitarrist nicht mehr länger weggucken. Er verpetzte den Ex-Freund bei der Zollfahndung in Trier und in Koblenz: Auch "jede Menge Zigaretten, Stereogeräte und musikalische Verstärkeranlagen" seien da "zum halben Preis unter der Hand" weggegangen: "Die ganze Region lebt hier vom Schmuggel."

Seit Nigmanns Geplauder herrscht rund um den US-Flugplatz Hahn, Standort von 11 000 Amerikanern, helle Aufregung. Denn US-Soldaten wie Deutsche sehen ein heimliches Zubrot gefährdet, das seit langem auf den kargen Hunsrückhöhen Arbeitslosigkeit und Dollar-Verfall, Steuererhöhungen und Inflation mildert.

Die Usancen beim Truppenschmuggel, den regelmäßigen kleinen Zollvergehen zwischen Angehörigen der US-Army und ihren deutschen Nachbarn und Wohnungsvermietern, gelten in den Orten rund um die Air-Base Hahn als Tabu-Thema, das am besten, so Büchenbeurens Bürgermeister Kurt Powarcinsky, "unter der Decke" bleibt: "Wir sind keine Whiskyschnüffler wie früher die Kaffeeschnüffler im alten Preußen."

Eine Stange US-Zigaretten, die im Laden bis zu vierzig Mark kostet, ist von amerikanischen Soldaten im Hunsrück - wie auch in Wiesbaden oder Frankfurt - für um die zehn Mark zu haben. Geschädigt wird der deutsche Fiskus bei einem solchen Geschäft um 23,19 Mark Tabaksteuer und 4,34 Mark Mehrwertsteuer - insgesamt 27,53 Mark.

Die 1,75-Liter-Flasche "Jim Beam" oder "Chivas Regal", die im deutschen Laden um die fünfzig Mark kosten würde, ist bei den Amerikanern unter der Hand für fünfzehn Mark zu haben. Dabei werden Zoll, Verbrauchs- und Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von rund zwanzig Mark hinterzogen. Teure Stereoanlagen werden für die Hälfte der westdeutschen Marktpreise feilgeboten.

Was dem deutschen Fiskus dabei insgesamt an Zoll und Steuern durch die Lappen geht, möchte das Bundesfinanzministerium nicht beziffern. Ministerialrat Nikolaus Haberland: "Wer es hier unternimmt, Verluste zu schätzen oder Dunkelziffern zu nennen, spekuliert."

Zollinterne Schätzungen bewegen sich zwischen fünf und fünfzig Millionen Mark; realistisch erscheinen 15 Millionen. Die Dunkelziffer, meint Richard Müller, Präses des Bundes Deutscher Zollbeamter, liege "bei 90 Prozent". Bei den insgesamt 2158 Fällen von Truppenschmuggel, jenen zehn Prozent nach Müllers Schätzung, die der Zollfahndungsdienst aufdeckte, beliefen sich die hinterzogenen Abgaben auf rund 1,6 Millionen Mark; der Warenwert betrug 3,6 Millionen Mark.

Möglich ist der Schmuggel wegen der großzügigen Freikontingente, die allen S.55 Angehörigen der US-Army, deren erwachsenen Familienmitgliedern sowie bei der Army angestellten US-Bürgern nach dem Nato-Truppenstatut zustehen: 6,5 Liter Spirituosen und 800 Zigaretten pro Monat. Eine amerikanische Familie mit 18jähriger Tochter hat danach - ob Trinker oder Abstinenzler, Nichtraucher oder Raucher - in vier Wochen rund 19 Liter Whisky und zwölf Stangen Zigaretten zur Verfügung.

Kontrolliert wird die Abgabe mit Berechtigungskarten ("Ration Cards"), doch die Überwachung ist oft mehr als lasch. Eine freundliche Verkäuferin im PX-Laden, wie die US-Einkaufsshops heißen, vergißt schon mal, das Billett zu knipsen; gelegentlich wird mit dem Bleistift entwertet. "Die Amerikaner", erläutert der Vorsteher des Zollfahndungsamtes Koblenz, Walter Hermsdorf, "haben große Personalnöte in der Kontrolle."

"Fast jeder" rund um Hahn makelt mit den Amis, schwant Hermsdorf: "In Lautzenhausen stehen Hunderte schmucke Häuschen, die mit amerikanischem Geld gebaut worden sind."

Lautzenhausen (US-Kosename: "Lousy-Housy") lebt in der Erwartung neuer großer Kontingente von Luftwaffenspezialisten aus den USA, die im Herbst in der Nähe die neuen Raketen in Stellung bringen sollen. Der Nachschub dürfte das Schmuggelgeschäft neu beleben.

In den fünfziger Jahren galt Lousy-Housy, das Dorf am Air-Base-Tor, als "Puff Europas" (Nigmann). Nach den Erinnerungen von Kripo-Ermittler Kosolowski aus Simmern gab es dort früher auch im Tauschhandel für ein paar Gallonen Whisky alte Autos. Später saßen Hermsdorfs Zollfahnder in Kneipen und Bars und beobachteten die Wirte, wie sie unverzollten "Chivas Regal" aus dem Keller holten und heimlich nachfüllten.

Verdächtig waren dem Zoll allemal Einheimische mit braunen Tüten im Arm, wie sie in PX-Läden ausgegeben werden. Heute jedoch läuft der Schmuggel diskreter, wie Hermsdorf verrät: "Wer da als Deutscher noch mit braunen Tüten rumläuft, ist beknackt."

Eher verbreitet ist Taxifahren gegen Naturalien: ein GI, der für 7,20 Mark zur Stammkneipe rollt, reicht dem Fahrer eine Stange "Marlboro" und läßt sich, wenn der Deal klappt, 12,80 Mark herausgeben: So hat er sein Kleingeld für den Abendschoppen, der Taxifahrer hat extra verdient - und schweigt. Ähnlich gelten Zigaretten als "Puff-Währung".

US-Angehörige zahlen nach Zollerkenntnissen auch einen Teil ihrer Miete bei deutschen Hausbesitzern in flüssiger Währung oder gegen blauen Dunst. Darlehens- oder Mietschulden werden oft mit der fast neuwertigen Stereoanlage beglichen, die man bei Rückkehr in die Staaten "einfach daläßt" (Hermsdorf). Nach einer Rechnung von US-Zöllnern ("Military Police Customs") wurden in der Bundesrepublik 1982 solche Geräte im Wert von 400 000 Dollar auf den schwarzen Markt gebracht - Dunkelziffer nicht inbegriffen.

Hinter den organisierten Geschäften mit kostspieligem Diskotheken-Interieur, wie sie Musiklehrer Nigmann zu Protokoll gab, sind die Zollfahnder weitaus schärfer her als hinter dem Gelegenheitsdeal. So flog in Kaiserslautern kürzlich ein US-Zivilangestellter mit einem Versandhandel auf: In Fachzeitschriften hatte er japanische Stereoanlagen rund 50 Prozent unter dem deutschen Preisniveau angeboten.

Als Bestellungen en masse eingingen, heuerte er im Raum Ramstein/Sembach amerikanische Schüler an, die in seinem Auftrag die gewünschten Geräte "im Ameisenverkehr" (Zoll) in PX-Läden besorgten. Er umging dabei Preisbindung, Umsatzsteuer und Einfuhrzoll. Umgerüstet mit deutschen Steckern, gingen die Geräte "an Hunderte von Abnehmern bis München und Hamburg", so ein Ermittler. Sie alle wurden, als das Geschäft aufflog, wegen Steuerhinterziehung und Hehlerei belangt.

Eine andere Schwachstelle sind Verantwortliche in den PX-Läden. So verurteilte das Amtsgericht Ulm den Manager eines dieser Shops, der mehr als tausend Flaschen Whisky und rund 500 Stangen Zigaretten über ein weitverzweigtes Händlernetz zwischen Frankenthal und München abgesetzt hatte. "Wenn die Kasse stimmt", weiß der Stuttgarter Zollfahnder Karl Hartwig, "kann so ein Manager rausschleppen, soviel er will."

Hartwigs Kollegen lief ein Deutsch-Amerikaner in die Arme, als er fünfzig Kartons mit 550 Litern US-Spirituosen an Stammabnehmer in Sigmaringen ausliefern wollte. Er wurde zu neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und mußte 50 000 Mark an hinterzogenen Steuern nachentrichten.

Ein Tankstelleninhaber im Württembergischen, der mit Whisky und Zigaretten aus dunklen US-Beständen handelte, kam mit einer Geld- und Wertersatzstrafe von 26 000 Mark davon; zusätzlich forderte der Fiskus von ihm 8000 Mark Steuern nach.

In Hahn im Hunsrück flog indessen ein illegaler Handel mit frischem US-Fleisch auf, das in Küchen deutscher Kneipen rund um den Stützpunkt verbraten wurde. Der Schwund in Kühlhäusern der Kasernen ist für die Zollfahnder noch ebenso mysteriös wie das Geschäft mit Benzin-Coupons. "Keiner sagt da was", klagt Fahnder Hermsdorf.

Amerikaner können Benzin-Gutscheine für 80 Pfennig den Liter erwerben, soviel sie wollen, und damit an deutschen Esso-Zapfsäulen tanken. Der Differenzbetrag für die bereits gezahlte Mineralölsteuer wird den örtlichen Tankstellen jeweils vom Mineralölkonzern Esso erstattet. Zwar muß beim Tanken das Autokennzeichen auf den Coupons vermerkt werden, doch kontrolliert wird offenbar nicht so genau, so daß immer wieder auch Deutsche in den Preisvorteil kommen. Zollexperte Hermsdorf vermutet, daß die Benzin-Gutscheine "eine Art Umlaufwährung" zwischen Deutschen und Amerikanern geworden sind.

Nähere Aufschlüsse erwarten die Ermittler von einem Prozeß in der Pfalz, den der Zweibrücker Leitende Oberstaatsanwalt Wilhelm Sattler vorbereitet: "Wir haben da schon viele Beweise, wie ungeheuer innerhalb der Army geschmuggelt und geschoben wird."

Eine Bande aus Zivilamerikanern und US-Soldaten, denen der vietnamerfahrene Schriftsteller und Nachschlüssel-Spezialist Jarvis Reeves vorstand, hatte zwei Jahre lang Spirituosen, Zigaretten und Sprit-Coupons aus Warendepots und S.58 Panzerschränken in Kasernen gestohlen. Die Coupons machten sie über Tankstellen, so in Frankfurt, zu Geld. Zwölf Hehlerei-Verfahren gegen Mitglieder der Reeves-Gruppe gab Chefermittler Sattler inzwischen an Kollegen in Nürnberg, Heidelberg, Ludwigshafen, Kaiserslautern und Frankfurt ab.

Doch die meisten Mitwisser in dem Hehler-Ring schweigen, wie auch in Büchenbeuren und Lautzenhausen im Hunsrück, wo keiner recht zu wissen vorgibt, was gespielt wird. Der Flugplatz Hahn ist für die Verbandsgemeinde Kirchberg der größte Arbeitgeber, 600 deutsche Arbeitsplätze; viele Einwohner sind mit amerikanischen Soldaten verschwippt und verschwägert.

So wie die Polizei "keine Kaninchendiebstähle mehr verfolgt", wollen Koblenzer Zöllner dort "nicht mehr in alle Kühlschränke gucken". Rauschgift- und Waffenschmuggler in den Grenzgebieten von Rheinland-Pfalz fordern eh schon alle Mann. Da sei es "unerläßlich", sagt Nikolaus Haberland vom Bonner Finanzministerium, "daß der Zollfahndungsdienst mit seinen Kräften haushälterisch umgeht".