Freitag, 30. Januar 2009

Frauenwiderstandscamp



Infos und Hintergründe zum Frauen Widerstandscamp in Reckershausen gibt es inzwischen auch im WEB:

1. Im Hunsrück Camp2. Frauen Widerstandscamp Reckershausen

Großdemo Hasselbach

einige Bilder von der historischen Großdemo am 11.10.1986 gibt es bei http://www.leuschner.business.t-online.de


http://www.leuschner.business.t-online.de/nachruestung/861011.htm

Kreuze abgesägt

mal wieder waren auf dem "Friedensacker" bei Bell die 96 Holzkreuze abgesägt.

Friedensbewegung verprügeln

„Die Friedensbewegung übertreibt es langsam” meint ein Leserbriefschreiber aus Sabershausen zur Menschenkette zwischen Hasselbach und Duisburg.

„Langsam übertreibt es die Friedensbewegung nun aber wirklich. Ich habe ja nichts dagegen, wenn sich diese Leute zusammenschließen und eine Menschenkette bilden, doch sollten sie sich dann gefälligst auch Friedensbewegung nennen und nicht etwa ihren Verein mit dem Namen „Hunsrück" schmücken. So sah ich es z. B. am 20. 10. 1984 in Gödenroth. Dort stand ein riesengroßes Plakat mit der Aufschrift: „Der Hunsrück wehrt sich." Die Friedensbewegung tut also so, als wenn der Hunsrück komplett hinter ihr stehen würde. Doch das ist, glaube ich, genau falsch. Am gleichen Tag habe ich nämlich von einem eingefleischten Hunsrücker folgende Meinung gehört: .,Die ganzen Hunsrücker Bauern sollten sich mal zusammentun und diesen Verrückten von der Friedensbewegung eine ordentliche Tracht Prügel zukommen lassen." Lothar Forster, Sabershausen

aus der Hunsrücker Zeitung, 29.10.1984

Denkern in einfach gestrickten Strukturen bin ich des öfteren begegnet. Aber es war zum Glück eine Minderheit. Immerhin läuft es mir noch heute eiskalt den Buckel hinunter, wenn ich an manche Begegnung denke.

Sonntag, 25. Januar 2009

Post von RAF Sympathisanten



Aus den "Friedensinformationen vom Januar 1985:
Wir stellen zur Diskussion!
Vor einigen Wochen fanden einige Freunde von der Friedensbewegung im Hunsrück einen Brief von der'RAF' in ihren Briefkästen.
Zumindest dem Inhalt und der Diktion nach könnte er von RAF-Mitgliedern verfaßt worden sein. Dieser Brief ist eine "hungerstreikerklärung und erklärung zur zusammenlegung der gefangenen aus der raf". Er appeliert an die "solidarität der revolutionären linken im kampf gegen das kapitalsystem und den faschismus" und fordert die Zusammenlegung der jetzt einzelinhaftierten RAF-Mitglieder in Gruppen sowie ihre Anerkennung als Kriegsgefangene.
Nun ist es wichtig zu sagen, von wem auch immer diese Briefe abgesandt wurden, daß wir uns in der Friedensbewegung von den Aktionen und Zielen der RAF distanzieren. Wir lassen uns auch nicht als Sympatisanten von Gewalt und Bombenterror verdächtigen.
Unsere Friedensarbeit ist grundsätzlich gewaltfrei. Wenngleich, wie wir mit Sorge beobachten, der Gewaltbegriff von manchen Politikern soweit verdreht wird, daß bereits eine Behinderung als Gewalt bezeichnet wird.
Was möchte man mit diesem Brief erreichen?
Kommt er von RAF-Mitgliedern, so könnte es der Versuch sein, Sympatisanten zu werben oder zumindest eine gewisse Tolerierung der RAF-Aktionen zu erreichen. Angesichts der jüngsten Anschläge auf militärische Einrichtungen der Amerikaner könnte ähnliches auch im Hunsrück geplant sein.
Um so wichtiger ist es für unsere Arbeit in der Friedensbewegung uns derartigen Versuchen deutlich zu widersetzen.
Um es nocheinmal klar zu stellen.
Wir sind und bleiben gewaltfrei. Unser Ziel ist Frieden zu schaffen ohne Waffen. Wir versuchen der Macht (und häufiger der Gewalt) Weniger eine Bewegung Vieler entgegenzusetzen, die ausschließlich mit friedlichen Mitteln der Bedrohung der Menschen durch Waffen, Hunger und Unterdrüdkung entgegen wirken will.

(ich weiß leider nicht mehr, wer diesen Beitrag geschrieben hat, da die Beiträge in den Friedensinformationen großenteils nicht namentlich gekennzeichnet sind)

Lieber eine Bombe als einen Russen

Am 31. März 1985 hetzt die Bildzeitung gegen eine Großdemonstration in Brüssel. Laut Bild sind die Bürger gegen "Protestler". Laut Bild ist man an den Stationierungsorten in den Kneipen der Meinung "die Unruhestifter haben doch keine Ahnung".
Ich bin davon überzeugt, die stumpfe Dummheit der Bildzeitung ist auch einer der großen Risikofaktoren am Wirtschaftsstandort Deutschland. Mehr dazu im BILDblog.

Hausdurchsuchung 1985

1985 war das Friedensbüro noch in Kirchberg. Und schwupsdiewups hat das Landeskriminalamt eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Es sollte Beweismaterial gegen das Hunsrück-Forum sichergestellt werden. Immerhin wurde das zerstörte Schloss durch eine neues ersetzt und die Schlüssel übergeben.

Der Verein für friedenspolitische und demokratische Bildung e.V. protestiert heftig und vergeblich gegen die Kriminalisierung des Hunsrück-Forums.

Manfred Klaßen aus Simmern wird als Rechtsanwalt beauftragt. Er schreibt am 26.4.1985 an das Landeskriminalamt:

Betr.: Durchsuchung der Räume des Vereins für friedenspolitische und demokratische Bildung e.V., Hauptstr. 40, 6544 Kirchberg

Sehr geehrte Damen und Herren!
Unter Vorlage einer Vollmacht zeige ich an, daß ich oben genannten gemeinnützigen eingetragenen Verein vertrete.
Am 16.04.1985 wurde unter anderem durch KHM Schmidt, LKA Mainz, und KOM Owtscharenko, LKA Mainz, eine Durchsuchung der Räume des Büros meiner Mandantschaft durchgeführt.
Es wurde hierbei weder ein Durchsuchungsbeschluß vorgelegt noch ist erkennbar, woher sich eine Gefahr im Verzugs ergeben könnte.
Ich bitte um unverzügliche Aufklärung, woher Sie das Recht herleiten, offensichtlich ohne richterlichen Beschluß in die Büroräume meiner Mandentschaft einzudringen. Ich bitte ferner um Mitteilung, welcher Zeuge der Durchsuchung beigewohnt hat, dessen Name und ladungsfähige Anschrift. Ich bitte ferner um Mitteilung, welche Gegenstände oder welches Material gesichtet, sichergestellt, in Augenschein genommen, registriert oder in sonstiger Weise für Ihre Ermittlungstätigkeit besichtigt oder mitgenommen wurde.
Ich bitte ferner um Mitteilung, ob sich gegen Verantwortliche des Vereins ein Ermittlungsverfahren richtet Im übrigen wird meine Mandentschaft daß von Ihnen eingebaute Schloß wieder auswechseln lassen, da nicht davon auszugehen ist, daß meine Mandentschaft sämtliche Schlüssel erhalten hat. Dies läßt sich auch nicht aus dem Protokoll der Übergabeverhandlung vom 16.04.1985 entnehmen. Hierin ist noch nicht einmal die Parteibezeichnung meiner Mandantschaft richtig.
Offensichtlich wurde eine Durchsuchung durchgeführt, ohne daß man überhaupt wußte, bei wem man die Durchsuchung durchführte.
Ich bitte ferner um Mitteilung, in welcher Weise bei Ihrem Vorgehen die Mittel-Zweck-Relation überdacht worden ist und Anwendung gefunden haben soll.
durch:
gez. Klaßen
Rechtsanwalt

Später bekommt es Rechtanwalt Klaßen mit Herrn Oberstaatsanwalt Wippermann zu tun. Und was der für ein Kaliber ist kann man hier nachlesen => Akte Wippermann <=

Samstag, 24. Januar 2009

Soldaten fallen, Aktien steigen


Dieses Foto habe ich etwa 1984 in Hundheim gemacht. Es zeigt, wir irrten uns langfristig gesehen auch in der Friedensbewegung. Zwar fallen 2009 immer noch Soldaten - inzwischen aber auch die Aktien.

Tagebuch Mahnwache vor der Raketenstation
















Ich habe heute auf dem Speicher das alte Tagebuch zur Mahnwache an der "Pydna" Cruise Missiles Station gefunden. Das Tagebuch beginnt am 12.7.1985 mit einem Eintrag von Bernd (ich weiß nicht mehr welcher Bernd?) und endet am 14.7.1986. Die letzte Seite ist mit Einträgen von Benno, Uta, Bernd, Eva und mir.

Wenn ich die Eintragungen so lese, erinnere ich mich, wie furchtbar kalt und einsam es da oben für die standhaften Frauen und Männer manchmal war.
"Bei windigem Wetter hielten wir zu viert wacker unsere Transparente. Erst an der Einfahrt, dann oben bei den drei Kreuzen. Nichts außergewöhnliches. ... ciao
Michael (Stammtisch Bacharach, Vier-Täler-Gebiet), am 22. Juli 1985 "


Viele internationale Besucher waren bei der Mahnwache, davon sehr viele über Jutta und August Dahl.

Oder am Mittwoch, dem 31. Juli 1985:
"Heutige Mahnwache von 16:00 bis 18:00 Uhr. Von 17:00 - 18:00 Uhr unterhielten wir uns mit zwei jungen Polizisten. Das Gespräch verlief sehr interessant. Sie äußerten die großen Ängste der Polizei vor dem bevorstehenden Frauenwiderstandscamp. Ansonsten begegneten uns noch viele unfreundliche Autofahrer.
Rosi und Elisabeth"

Mittwoch, 21. Januar 2009

Obama und das andere Amerika


Habe soeben in "Democracy Now" gesehen was in Washington am Sonntag vor Obamas Amtseinführung los war.
Kann das Video jedem ans Herz legen !!!
--> www.democracynow.org/shows/2009/1/20 <-- Spätestens in der 30' Minute der Aufzeichnung stieg mir altem Friedenkämpen die Feuchtigkeit in die Augen. Pete Seeger und Bruce Springsteen sangen Woody Guthrie's "This Land is Your Land" auf dem Lincoln Memorial. Sie sangen den orginal Text “I came to a sign that said ‘Private Property,’ but on the other side it didn’t say nothing. That side was made for you and me!” Mr. President stand daneben und freute sich. Danach war ich reif für Martin Luther King. Matin Luther King, letzte Rede

I have a dream

PS.:
Was die Menschen bei "democracy now" auf die Beine stellen finde ich grandios!!! Das ist auch Amerika.

Blockadeprozesse 1987

Heidrun schrieb nach dem ersten Blockedprozess 1987:

Zurückgeblieben ist trotz der Erschöpfung und inneren
Erschütterung nicht Resignation (ich glaube nicht, daß auch
nur eine Einzige oder ein Einziger durch das Urteil
abgeschreckt wurde), sondern einmal mehr die Gewißheit, auf
dem richtigen Weg zu sein. Das eigentliche Recht war vor
dem Richterspruch längst gesprochen. Deshalb werde ich
auch beim nächsten mal - am 28. und 29. Mai - wieder mit
dabei sein - und sitzen bleiben!

Der ganze Text ist hier nachzulesen => Blockadeprozess 1987 im Hunsrück

Mobilisierung durch Information

"Wie gelang es der Friedensbewegung im Hunsrück, Öffentlichkeit für ihre Belange herzustellen ?"

Mobilisierung durch Information


So lautete der Titel einer Studienarbeit von Robert Gold, im Januar 2001. Habe mir seine Arbeit heute noch einmal durchgelesen.
(hier zu finden: http://pydna.de/Analysen/OttoGold.htm )

Mit großem persönlichen Engagement und viel Witz gelang es, auch überregionale Medien auf die Problematik der verstärkten Militärpräsenz im Hunsrück aufmerksam zu machen. Viel wichtiger war aber, daß die Friedensbewegung durch eine offensive Informationspolitik anfängliche Ressentiments bei der Bevölkerung abbauen konnte, so daß die Initiative letztlich von der Mehrzahl der Hunsrücker Bürger getragen wurde. Daher stellt sich die Frage: “Wie gelang es der Friedensbewegung im Hunsrück, Öffentlichkeit für ihre Belange herzustellen?“

Gerade diese breite Unterstützung durch die Bevölkerung ist eine Besonderheit der Friedensbewegung im Hunsrück. Die Mobilisierung einer Vielzahl sonst eher unpolitischer und auch konservativer Bürger, die das Konzept der atomaren Abschreckung prinzipiell bejahten, war das Ergebnis dieser Öffentlichkeitsarbeit. Während in der gesamtdeutschen Friedensbewegung politische Gruppierungen wie die Grünen, die DKP und Gewerkschaften sowie einige kirchliche Gruppen dominierten, arbeitete die Friedensinitiative auf dem Hunsrück weitgehend unabhängig von solchen Gruppen regional selbständig.

Zur Friedensbewegung in Deutschland und in Europa gibt es eine Reihe von Publikationen, mit der Situation auf dem Hunsrück beschäftigen sich explizit naturgemäß nur wenige Veröffentlichungen. Diese sind in der Regel von Autoren aus dem Umfeld der Friedensbewegung selbst oder von Kritikern derselben verfaßt und daher in ihrer Sichtweise sehr einseitig. Für die Recherche der Arbeit der Bürgerinitiative auf dem Hunsrück ist auch die Lektüre der lokalen „Hunsrücker Zeitung“ von Bedeutung. Diese heißt inzwischen „Rhein-Hunsrück-Zeitung“ und wird von der Koblenzer „Rhein-Zeitung“ herausgegeben. Leider ist das Archiv der Zeitung sehr schlecht geführt, glücklicherweise verfügt jedoch die „Integrierte Gesamtschule Kastellaun“ über eine umfangreiche Sammlung alter Exemplare der Zeitung, die mir für meine Arbeit zur Verfügung stand.

Erste Gedanken zur Dokumentation der Hunsrücker Friedensbewegung

Was sind die Inhalte, die wichtig sind um sie für die Nachwelt weiterzugeben? Zuerst denke ich an die vielen Bilder von großen Demonstrationen, Raketentransportern, Ostermärschen und der Meschenkette. Das schwelgen hierin kommt mir dann aber etwas nostalgisch "Familenalbum" mäßig vor.

Spannender finde ich die noch nicht aufgearbeiteten Themen:

- Wer hat da überhaupt mitgemacht - und warum?
-- Außenseiter, Träumer, Betschwestern und -Brüder, Kommunisten, ...?

- Wie war die Friedensbewegung organisiert?
-- Mythos Basisdemokratie?
-- Was kann davon ein Modell für die Zukunft sein?
-- Wie wurden Entscheidungen getroffen?

- Was war im Hunsrück anders?
-- Von Mutlangen bis zum bundesweiten Koordinierungsausschuß.

- Was waren die Konflikte im Hunsrück?
-- Blockieren oder diskutieren?
-- Wer darf reden?

- Wie sieht die Bilanz der Friedensbewegung aus?

-- von Welt verändert bis Tropfen auf den heißen Stein und nützlichen Idioten Moskaus?