Donnerstag, 9. Juni 2011

Hunsrücker Rainer Engelmann veröffentlicht neues Buch

Foto: hbz / Kristina Schäfer
Nicht alle Menschen auf der Welt können das Leben in Freiheit genießen. Für sie setzen sich Menschen wie Reiner Engelmann bei Amnesty International ein.

„Dass wir heute frei sind...“ - ein Amnesty-International-Lesebuch ist im Sauerländer-Verlag erschienen. Herausgeber sind Urs M. Fiechtner und Reiner Engelmann.

Gemeinsam mit 21 weiteren Autoren haben sie 25 Kurzgeschichten rund um ai und Menschenrechte für Jugendliche ab 14 Jahren verfasst

ISBN: 978-3-7941-8107-0 / Preis: 16, 95 Euro


Für Freiheit und Würde der Schwachen

04.06.2011 - SPRENDLINGEN, Allgemeine Zeitung Mainz

Von Marwin Plän

AMNESTY INTERNATIONAL Reiner Engelmanns Lebensgeschichte ist eng mit der Menschenrechtsorganisation verknüpft

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Kein anderer Satz hat das Leben und Handeln von Reiner Engelmann so geprägt wie dieser erste Satz aus Artikel eins des Grundgesetzes. Denn für den Sprendlinger sind Menschenrechte mehr als eine Herzensangelegenheit, sie sind seine Lebenseinstellung: „Artikel eins des Grundgesetzes bildet die Grundlage für mein gesamtes Tun“, sagt er.

Wie zum Beweis für seine Grundhaltung hat Engelmann gerade das Jugendbuch „Dass wir heute frei sind...“ mit herausgegeben. Anlass für die Sammlung von Kurzgeschichten verschiedener Autoren, darunter auch Engelmann selbst, ist das 50-jährige Bestehen von Amnesty International (ai). Das Buch ist dabei Ausdruck der engen Verbindung zwischen der Menschenrechtsorganisation und der persönlichen Geschichte des Sprendlingers.

Es war Ende der 1960er Jahre, die Zeit der Despoten, der politischen Unruhen und der Studentenrevolten. Auch der damals im Hunsrück lebende Teenager Engelmann und seine Freunde werden erfasst von dem Drang, nicht tatenlos zuzusehen, sondern aktiv gegen die weltweiten Missstände vorzugehen. „Wir wussten, einfach nur darüber reden hilft auch nicht. Deswegen wollten wir aktiv werden“, sagt Engelmann. Dass er letztlich bei ai landet, entspringt allerdings einem Zufall, dem später viele Weitere folgen werden. Er nennt sie „glückliche Fügungen.“

1968 entdeckt er in einer Zeitung einen ganzseitigen Artikel über die Arbeit der Organisation. Engelmann ist fasziniert, reißt den Bericht heraus und reicht ihn in seinem Freundeskreis herum. Mit Folgen: 1969 gründen er und etwa zwanzig weitere junge Menschen in Kastellaun die erste „Amnesty-Gruppe“ des Hunsrücks. „Keiner hat da gefragt: Wie alt seid ihr? Könnt ihr das?“, berichtet Engelmann, „stattdessen waren wir von Anfang an gefragt und wurden gefordert. Das fanden wir klasse.“ Wie groß die Aufgabe ist, für die sich die zumeist Jugendlichen entschieden haben, zeigt sich schnell, als das ai-Sekretariat in London der Gruppe drei Fälle zuweist. Alle drei Personen wurden entgegen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verschleppt und eingesperrt.

Das Ziel für die frisch ins Leben gerufene Gruppe lautet nicht weniger als: Auf die Fälle aufmerksam machen und wenn möglich - die Menschen freibekommen.

Engelmann kümmert sich mit einigen Mitstreitern um den Paraguayer Ignacio Chamarro, der 1959 bereits seit zehn Jahren in seiner Heimat in Haft sitzt - wegen einer Namensverwechslung. Jahrelang schreibt die Gruppe Briefe und Postkarten, macht öffentlich auf den Fall aufmerksam, nimmt an Kampagnen teil und unterstützt ihren Schützling aus der Ferne nach besten Möglichkeiten.

Kurz vor Weihnachten 1979 werden ihre Bemühungen endlich belohnt: Chamarro ist frei.

Nie wieder hätte Engelmann von ihm gehört, wäre ihm nicht eine weitere glückliche Fügung zu Hilfe gekommen: Ende der Achtziger Jahre lernt er auf einer Party einen Paraguayer kennen. Von ihm erfährt Engelmann, dass jener selbst politischer Gefangener war - und Zellennachbar von Chamarro. Der Mann berichtet Engelmann davon, wie sich der Analphabet Chamarro im Gefängnis selbst das Lesen beibrachte, aber auch von der psychischen Belastung, seinem Hungerstreik und „wie er unendlich brutal gefoltert wurde“, sagt Engelmann mit feuchten Augen. Dann huscht ein kleines Lächeln über sein Gesicht: „Die Folter hörte von einem auf den anderen Tag auf. Und zwar genau in der Zeit, als wir begannen, unsere Briefe zu schreiben.“


AMNESTY INTERNATIONAL Reiner Engelmanns Lebensgeschichte ist eng mit der Menschenrechtsorganisation verknüpft

Kleine Erfolgserlebnisse wie diese sind es, die Engelmann zusätzliche Motivation geben, seine verantwortungsvolle Arbeit fortzusetzen und ihm dabei helfen, Rückschläge zu verkraften. Wie jenen in den 1980er Jahren. Damals betreut er ein argentinisches Ehepaar, das nur wenige Wochen nach der Geburt seines Kindes verschwindet - und nie wieder auftauchen sollte. Beide werden im Konzentrationslager ermordet.

Kontakt mit Betroffenen

Doch für einen wie Engelmann ist das Kapitel damit nicht beendet. Durch eine weitere glückliche Fügung kann er Kontakt zur Tochter der Entführten und ihren Eltern aufbauen. Sie treffen sich, fallen sich in die Arme wie alte Freunde und tauschen in nächtelangen Gesprächen Erfahrungen aus.

Solche Begegnungen hinterlassen Spuren in einem Menschen, erst recht in einem wie Reiner Engelmann. Seit 33 Jahren unterrichtet der Sozialpädagoge in einer Kreuznacher Förderschule. Zu den zentralen Anliegen des Vertrauenslehrers gehört es, Jugendliche für die Themen, die Menschen bewegen, zu sensibilisieren. Dazu besucht er mit seinen Schülern das KZ Auschwitz, geht in den Herbstferien auf Lesereisen oder schreibt in den Sommerferien Texte und Jugendbücher. Über Menschenrechte, Gewalt, Drogen, Fremdenfeindlichkeit, Frieden oder Krieg. Das Besondere: Keine der Geschichten ist frei erfunden, alle finden ihren Ursprung in den vielen, vielen Erfahrungen und Erlebnissen Engelmanns. Und in seiner tiefsten Überzeugung:

Die Würde des Menschen ist unantastbar.


Kruschel erklärt´s: Amnesty International

Menschenrechte sind Rechte, die für alle Menschen auf der Welt gelten sollen. Zu ihnen gehören so wichtige Rechte, wie die auf Leben, Freiheit und Sicherheit oder die Verbote von Folter, Sklaverei und von ungerechtfertigten Verhaftungen.

Leider wird in vielen Ländern gegen diese Rechte verstoßen.

Dann versuchen Organisationen wie Amnesty International mit Aktionen auf die Verstöße aufmerksam zu machen und sie dadurch zu beenden

Samstag, 4. Juni 2011

Abhörprotokolle der deutschen Kriegsgefangenen öffentlich

Alle Namen stehen schon im Web (z.B. Dahl Rudolf, geb 07.11.1912)
Angehörige und Nachfahren von Wehrmachtssoldaten besteht ab sofort die Möglichkeit, Kopien aus den Archivalien zu erhalten, auf denen das Mainzer Fritz Thyssen-Forschungsprojekt „Referenzrahmen des Krieges“ basiert. Das verfügbare Quellenmaterial umfasst über 100.000 Seiten an Akten, die aus dem amerikanischen Kriegsgefangenenlager Fort Hunt bei Washington stammen. In diesem geheimen Vernehmungslager wurden während des Zweiten Weltkrieges über 3000 deutsche Wehrmachtssoldaten interniert, vernommen und über versteckte Mikrophone heimlich belauscht. Zu jedem einzelnen Gefangenen fertigte die Lagerbürokratie eine Gefangenenakte an.