Sonntag, 8. Februar 2009

Sonderausstellung "Tradition der Hunsrücker Ostermärsche"

Vom 8. März bis 1. Juni 2008 im Haus der regionalen Geschichte

Unterburg, 56288 Kastellaun

Telefon: 0 67 62 / 40 72 14
Internet: Infos zur Ausstellung

Claudia Bathe im SWR

Ostern ist auch die Zeit der Ostermärsche. 50 Jahre wird die Bewegung in diesem Jahr alt. In Rheinland-Pfalz war vor allem der Hunsrück ein Brennpunkt dieser Bewegung. Wegen der Stationierung von 96 Atomraketen, so genannten Cruise Missiles, beim Dorf Hasselbach hatte die Region Symbolcharakter. Auf der Unterburg im Haus der Geschichte in Kastellaun erinnert zurzeit eine Sonderausstellung des Vereins für friedenspolitische Bildung an die Hunsrücker Ostermärsche.

Ein Eisengitter mit Stacheldraht, blaue Luftballons mit einer weißen Taube darauf, ein hölzerner Bollerwagen und gelbe Ansteckbuttons – für Pfarrer August Dahl von der Hunsrücker Friedensinitiative ist der Gang durch die Ausstellung im Haus der Geschichte in Kastellaun mit vielen Erinnerungen verbunden: "Dann kommt natürlich manches Bild zurück und ganz besonders Menschen, die mir und uns begegnet sind. Egal ob das Soldaten aus der ehemaligen DDR waren, oder die Freunde aus Tschechien, die ihr Filmmaterial zentimetergenau abgemessen bekamen oder eine Postkarte aus Neuseeland, wir danken euch, dass ihr euren Mund aufmacht."

Brennpunkt der Friedensbewegung

So wie Pfarrer August Dahl waren viele Hunsrücker bei den Ostermärschen dabei. Die Region war ein Brennpunkt der Friedensbewegung. Nachdem die Sowjetunion aufgerüstet hatte, waren hier in den 80er Jahren 96 Atomraketen der US-Armee stationiert. Heidrun Kisters von der Hunsrücker Friedensbewegung: "Viele Menschen, die sich in der Friedensbewegung engagiert haben, taten das aus einer regionalen Betroffenheit. Es ging darum, sich auch direkt bedroht zu fühlen, denn mit so einer Angriffswucht vor der Haustür wird man natürlich auch zu einem Angriffsziel im Ernstfall, das war eine ganz konkrete Betroffenheit."

Zulauf aus ganz Rheinland-Pfalz

Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges kamen die Menschen aus ganz Rheinland-Pfalz zu den Ostermärschen im Hunsrück. Bis zu 6000 Teilnehmer marschierten zum Militärgelände beim Dorf Hasselbach. 96 Holzkreuze – für jede Rakete eins – wurden dort Ostern 1984 auf einem Acker als Mahnmal aufgestellt. Doch nicht alle waren den Aktionen gegenüber aufgeschlossen. Axel Weirich von der Hunsrücker Friedensbewegung: "Das war sehr zwiespältig. Es gab die Bevölkerung, die im Laufe der Jahre die Erfahrung gemacht hat, dass die Friedensbewegung die Instanz im Hunsrück war, die die Informationen transportiert hat, die man in Bonn damals noch am liebsten geheim gehalten hätte, es gab kritische Kommunalpolitiker, die bei unseren Ostermärschen auch mitgegangen sind, und es gab dann eher die loyalen, die sich als Sprachrohr der Regierung in Bonn und Mainz verstanden haben."

Zeit von damals wird lebendig

Die Zeit von damals. Fotos, Zeitungsausschnitte und Plakate lassen sie noch einmal lebendig werden – auch für diejenigen, die sie nicht selbst miterlebt konnten – wie etwa der 17jährige Schüler Jan Schneider: "Ich weiß es nur aus Erzählungen von meinen Eltern oder auch jetzt auch durch die Ausstellung, die zeigt, dass hier auch was passiert ist auf dem Hunsrück und dass auch gegen irgendwelche mächtigeren Leute gehandelt wurde."

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